Grußwort der Stadt Hameln

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Interessenten,

Gesetzestexte klingen oft abstrakt, manche sogar etwas schwammig. Der Paragraph 1631 im Bürgerlichen Gesetzbuch hingegen ist ganz konkret formuliert: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Dort steht es schwarz auf weiß und jedem Menschen sollte bewusst sein, dass Kinder besonderen Schutz benötigen.  

In den Medien sind die Themen Kindesmissbrauch und Gewalt präsenter als noch vor einigen Jahren, trotzdem wirken sie im Allgemeinen sehr weit entfernt von der eigenen Lebenssituation. Der Fall Lügde hat aber auch im Weserbergland diese Themen präsenter werden lassen.  

Das Ehepaar Ina und Andreas Tolksdorf erschütterte der Fall Lügde so sehr, dass sie nicht mehr nur hilflos zusehen wollten, wie Kindern Gewalt angetan wird. Sie wollten handeln und aufrütteln. Neben wöchentlichen Mahnwachen mit kleinen Kinderschühchen auf der Hochzeitshausterrasse in Hameln haben sie unter anderem den Verein GEBORgENGARTEN e.V. gegründet.  

Der GEBORgENGARTEN auf einem Grundstück unterhalb des Friedhofs Wehl ist vieles: ein Mahnmal gegen die sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Ein Ort zum Nachdenken und um zur Ruhe zu kommen. Aber auch ein Platz, an dem sich jeder Interessierte mit der Thematik beschäftigen kann, eine Schulungsstätte, um aufzuklären und so künftige Taten zu verhindern. 

Für dieses bisher einzigartige Vorhaben in Deutschland übernehme ich gerne die Schirmherrschaft. Ich wünsche den Vereinsmitgliedern und dem Projekt, dass es die Anerkennung erfährt, die es verdient, viele Menschen erreicht und aufrüttelt.  

Mit herzlichen Grüßen

Unterschrift

Claudio Griese  

Oberbürgermeister Stadt Hameln 

Portrait

Grußwort zur Unterstützung

Im Rahmen der Mitarbeit an dem Konzept zum GEBORgENGARTEN habe ich mich immer wieder den Themen und Aspekten im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt an Kindern gewidmet und gestellt. Auch wenn ich mich persönlich den Emotionen und Empfindungen von Opfern nur durch kognitive Empathie annähern konnte, wuchs bei mir die Fassungslosigkeit über das Ausmaß der immanenten Verdrängung und Ignoranz gegenüber den unzähligen Einzelschicksalen und den sozialen sowie gesellschaftlichen Folgen von sexualisierter Gewalt an Kindern. Mit diesem kollektiven Wegschauen scheint eine Art gesellschaftlicher Selbstsabotage einherzugehen, die es bestimmt und bewusst zu überwinden gilt.

Aus meinen Erfahrungen und Erkenntnissen als Landschaftsarchitekt bin ich von der therapeutischen Wirkung von Orten überzeugt, die als rituelles Ereignis gedacht für die subjektive Verarbeitung eigener prägender Erfahrungen von immenser Bedeutung sein können.

Wir unterstützen daher das beharrliche Engagement von Ina und Andreas Tolksdorf, die bereits in vergangenen Aktionen und Veranstaltungen und nicht zuletzt mit der Gründung des Vereins GEBORgENGARTEN e.V. die Wichtigkeit eines Begegnungsortes zum lebendigen Gedenken an die Opfer sexualisierter Gewalt an Kindern untermauert haben.

Marcus Cordes

Chora blau Landschaftsarchitekt

Portrait